Aktuelles Thema Medizin: Die Magenschleimhautentzündung und ihre Behandlung

Viele Patienten suchen unsere Praxis mit Bauchbeschwerden auf. Ein großer Teil dieser Bauchbeschwerden kann auf Magenschmerzen zurückgeführt werden. Die häufigste Ursache für anhaltende Magenschmerzen ist die Magenschleimhautentzündung.
Hierbei spielt ein Bakterium eine entscheidende Rolle. Es fördert die Entzündung im Magen und kann zu Geschwüren, Geschwürblutungen und sogar zu Magenkrebs führen.

Dieser Beitrag soll Ihnen die Hintergrundinformationen zu dem Thema geben, insbesondere, falls Sie von dieser Erkrankung betroffen sind.

Das Bakterium Helicobacter pylori

Von 100 Bewohnern Deutschlands sind derzeit 20-40 Menschen betroffen. Bei diesen Menschen ist die Schleimhaut des Magens mit dem Bakterium Helicobacter pylori besiedelt.
Dieses Bakterium kann in der sauren Umgebung des Magens gut leben. Es führt zu verschiedenen leichten oder schweren Erkrankungen des Magens.

  • Magenschleimhautentzündung, Reizmagen, Magenschmerzen
  • Magengeschwür, Geschwür im Zwölffingerdarm (Ulcus ventriculi, Ulcus duodeni)
  • Magenblutung, Blutung aus dem Zwölffingerdarm
  • Magenkrebs
  • Magenlymphom

Für wen ist das Helicobacter pylori-Bakterium richtig gefährlich? Wer profitiert somit am meisten von einer Therapie?

Nach der aktuellen Studienlage haben vor allem diese Patienten einen besonderen Vorteil von der Behandlung der Helicobacter-pylori-Infektion:

  • Patienten, die ein Magengeschwür (Ulcus ventriculi oder duodeni) hatten und ASS (Acetylsalicylsäure) oder NSAR (z.B. Voltaren oder Ibuprofen) einnehmen müssen.
  • Patienten, bei denen das Risiko für eine Magenkrebserkrankung erhöht ist
    • Verwandte von Magenkrebserkrankten
    • Magenschleimhautentzündungen des ganzen Magens
    • Nachweis von Krebsvorstufen im Magen
    • Langzeittherapie mit Säureblockern (Protonenpumpenhemmern, z.B. Pantoprazol, Omeprazol usw.)

Wie erfahre ich, ob mein Magen mit Helicobacter pylori besiedelt ist?

Wenn Sie keine typischen Magenbeschwerden haben oder nicht zu der Gruppe der Risikopatienten gehören, wird hierzulande keine Testung auf eine Besiedelung empfohlen (kein Screening).
Für die anderen Fälle stehen heute Verfahren zur Verfügung, die die Diagnose einer Infektion der Magenschleimhaut ohne Magenspiegelung und direkte Probenentnahme ermöglichen.

Dies sind:

  • der Harnstoff-Atemtest und
  • der Stuhl-Antigentest

Ab dem Alter von 50 Jahren wird eine Magenspiegelung mit Probenentnahme empfohlen. Dies ist sinnvoll wegen der höheren Wahrscheinlichkeit, dass sich ab diesem Alter ein Magenkrebs hinter den Beschwerden verbirgt und andernfalls übersehen wird.

Wie wird eine Helicobacter pylori-Infektion behandelt?

Das Bakterium kann sehr einfach durch die Einnahme der richtigen Antibiotika abgetötet werden. Diese Behandlung nennt man Eradikationstherapie. Ob eine Behandlung erfolgreich war, sollte man immer durch eine erneute Testung überprüfen. Zwischen dem Ende der Behandlung und der Erfolgstestung sollten zwei, besser vier Wochen liegen.

Die folgenden aktuellen Standards an Antibiotikakombinationen und Behandlungszeiträumen werden nacheinander angewandt, wenn die jeweils vorausgegangene Behandlung keinen Erfolg gezeigt hat. Die Erfolglosigkeit der Therapie liegt meistens an der Unempfindlichkeit (primäre Resistenz) der vorhandenen Helicobacter pylori-Bakterien gegen das Antibiotikum Clarithromycin, das bei der Behandlung offenbar eine wichtige Rolle spielt.

Säureblocker, Protonenpumpenhemmer

Eine wichtige Medikamentenart aller Therapiekombinationen sind die Säureblocker, die man auch nach ihrem Wirkmechanismus Protonenpumpenhemmer nennt.
Hier werden sie gesondert detailliert aufgeführt, in den einzelnen Schemata wird dann der Oberbegriff gebraucht. Sie unterscheiden sich in der Dosierung, sind aber nach Verfügbarkeit austauschbar.

  • Omeprazol 20 1-0-1
  • Pantoprazol 40 1-0-1
  • Esomeprazol 20 1-0-1
  • Lansoprazol 30 1-0-1
  • Rabeprazol 20 1-0-1

Schema der ersten Wahl: Tripeltherapie über 10-14 Tage

  • Französisches Schema (PAC)
  • Protonenpumpenhemmer (s.o.)
  • Amoxicillin 1000mg 1-0-1
  • Clarithromycin 500 1-0-1

ODER

  • Italienisches Schema (PMC)
  • Protonenpumpenhemmer (s.o.)
  • Metronidazol 400-500 1-0-1
  • Clarithromycin 250-500 1-0-1

Schema der zweiten Wahl: Bismut-Quadrupeltherapie (BQT oder BMTO) über 10 Tage

  • Bismutsubcitrat-Kalium 140mg 1-1-1-1
  • Metronidazol 125mg 1-1-1-1
  • Tetrazyklin 125mg 1-1-1-1
  • Protonenpumpenhemmer (s.o.)

Bei Fortbestehen der Infektion:

Fluorochinolonhaltiges Therapieschema über 10 Tage

  • Levofloxacin 500 1-0-1 oder
  • Moxifloxacin 400 1-0-1
  • Amoxicillin 1000 1-0-1
  • Protonenpumpenhemmer (s.o.)

Bei Fortbestehen der Infektion:

Resistenztestung und Rifabutin-haltige Protokolle

  • Rifabutin 150 1-0-1

Bewertung für unsere Patienten

Sollte sich bei Ihnen der Verdacht auf eine Magenschleimhautentzündung und eine Helicobacter pylori-Infektion ergeben, werden wir für Sie die richtigen diagnostischen und therapeutischen Schritte nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen organisieren.

Sollten Sie Fragen haben, sprechen Sie uns doch gerne an.