Aktuelles Thema: Welche Laboruntersuchungen sind nach allgemein- und viszeralchirurgischen Operationen sinnvoll?

Nach Operationen werden meistens Blutuntersuchungen bei Patienten durchgeführt. Dieser Beitrag soll Ihnen die Hintergründe der aktuellen Vorgehensweise in der Chirurgie erklären. Grundlage dieser Zusammenfassung ist der Artikel „SOP Postoperative Laboruntersuchungen“ von Prof. Dr. med. Wolfgang Schwenk, der in der Fachzeitschrift Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date von thieme im Februar 2018 erschienen ist.

Die dargestellte Vorgehensweise betrifft Patienten, die sich kleinen oder mittelgroßen Operationen unterzogen haben.

Sollen am Operationstag Blutuntersuchungen durchgeführt werden?

Auf der Normalstation soll zunächst überprüft werden, ob Anordnungen für spezifische Blutuntersuchungen von der Intensivstation oder aus dem Aufwachraum vorliegen. Diese sind begründet und sollten umgesetzt werden.
Ist keine Blutabnahme durch die Intensivstation oder den Aufwachraum angeordnet worden, sind keine routinemäßigen Blutuntersuchungen am Operationstag angezeigt.
Ausnahmen von dieser Regel sollte es nur geben, wenn ein erfahrenen Chirurg oder besser der Operateur selbst bei der klinischen Kontrolle des Patienten dafür, wie zum Beispiel Blässe, einen zu schnellen Herzschlag oder einen zu niedrigen Blutdruck, sieht.

Wann sind Blutuntersuchungen im weiteren Verlauf sinnvoll?

Spezifische Fragestellungen

Spätere Blutuntersuchungen richten sich nach genauen Fragestellungen. Ist zum Beispiel eine relevante Blutung durch die Bestimmung des Hämoglobinwertes festgestellt worden, so werden routinemäßige Blutuntersuchungen angeschlossen.

Spezielle Zustände und Operationen

Es gibt Zustände und Operationen nach denen spezifische Blutuntersuchungen notwendig sind:

  • Kalziumspiegel nach Schilddrüsenoperationen
  • Cholestaseparameter nach Gallenblasenentfernung
  • Amylase und Lipaseaktivität in der Drainageflüssigkeit nach Pankreasentfernung
  • Thrombozytenzahl nach der Gabe von unfraktioniertem Heparin

Welche Rolle spielt die Größe der Operation bei postoperativen Blutuntersuchungen?

Kleinere Operationen

Nach kleinen Operationen bei gesunden Patienten sind keine Blutuntersuchungen notwendig. Beispiele für solche Operationen sind Leistenbruchoperationen, kleinere Narbenbruchoperationen oder Weichteileingriffe.

Mittelgroße Operationen

Hier können regelmäßige Blutuntersuchungen sinnvoll sein. Beispiele für diese Operationen sind Dünndarm- oder Dickdarmoperationen oder entzündliche Erkrankungen (z.B. Blinddarmentfernung). Grundlage dieser Blutuntersuchungen ist aber immer die klinische Beurteilung des Patienten.

Ein bewährtes Protokoll

Es kann empfohlen werden, Blutuntersuchungen alle zwei Tage  mit der Bestimmung von Blutbild, Serumelektrolyten (Natrium, Kalium), Kreatinin und CRP durchzuführen.

Bei ansteigendem Hämatokritwert kann die Flüssigkeitszufuhr zu gering sein. Das CRP sollte einen Höchstwert drei bis vier Tage nach der Operation erreichen und dann wieder absinken. Tut es das nicht, kann das Hinweis auf eine postoperative Entzündungskomplikation sein.

Sind Blutuntersuchungen am Entlassungstag sinnvoll?

Blutuntersuchungen am Entlassungstag sind nur dann sinnvoll, wenn von Ihnen die Entlassung abhängig gemacht werden kann. Das heißt, es müssen aus den Ergebnissen resultierende Maßnahmen auch umgesetzt werden. Natürlich müssen die Ergebnisse dadurch vor der Entlassung vorliegen.

Empfehlungen für poststationäre Blutuntersuchungen

Wird der Patient weiterverlegt, sollen Empfehlungen für poststationäre Blutuntersuchungen in den Arztbrief einfließen. Dies soll nicht versteckt im Fließtext, sondern in der Rubrik “Empfehlungen zur weiteren Behandlung” geschehen.

Fazit

Postoperative Blutuntersuchungen sind als Ergänzung zu klinischen Kontrollen zu sehen, jedoch können die Verlaufsbeurteilungen durch erfahrene Chirurgen dadurch nicht ersetzt werden. Ihr Einsatz sollte sparsam und mit Bedacht gewählt werden.

 

Quelle: Prof. Dr. med. Schwenk, Wolfgang (2018): SOP Postoperative
Laboruntersuchungen, in: Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 12. Jg., Nr. 1, Seite 11-13.