Hilft deine Maske gegen eine Virusansteckung?

Worauf ist beim Herstellen von Mund- Nasemasken zu achten? Wann schützt eine Stoffmaske wirklich und wann ist sie völlig nutzlos?

Jetzt braucht jeder eine Mund-Nasenmaske

Seit dem 27.04 2020 ist in Bayern das Tragen von Mund- und Nasenmasken im Öffentlichen Personennahverkehr und den Geschäften verpflichtend.
In der Verordnung der bayerischen Staatsregierung wird ausgeführt, dass die Öffentlichkeit ausdrücklich keine medizinischen Masken tragen soll, sondern sogenannte “Communitymasken” aus Textil oder auch nur einen über Mund und Nase getragenen Schal.
Viele Bürgerinnen und Bürger stellen sich nun also die Frage, aus welchem Stoff die Maske bestehen soll, die sie sich kaufen oder herstellen sollen.
Schon sieht man allerorts Angebote und Werbung für besonders schützende Masken. Man bekommt Modelle aus verschiedensten Materialien und zum Teil mit auswechselbaren Filtern angeboten.
Bastelanleitungen machen die Runde; handwerklich geschickte Menschen versorgen sich, Verwandte und Freunde mit selbst genähten Masken.

Doch erfüllt jede Maske ihren Zweck? Welcher Zweck kann überhaupt erfüllt werden? Auf was kommt es an? Welches Material sollte verwendet werden? Auf was muss man überhaupt achten?

Jeder trägt inzwischen eine verfügbare Maske. Doch sollte man auch verstehen, wie Mund- Nasenmasken im Zusammenhang mit der Tröpfcheninfektion des Coronavirus funktionieren. Hierbei hilft dieser Artikel. Ich spreche über die Grundlagen der Virusansteckung, über die Atemluft und die Eigenschaften der verschiedenen Masken. Am Ende gehe ich auf die Frage nach einer geeigneten Maske und dem richtigen Verhalten ein. So wird jedem klar, ob die eigene bisherige Maske ausreicht oder ob man lieber auf ein anderes Modell wechseln sollte.

Wie wird das Corona-Virus übertragen?

Biophysikalische Fakten zur Übertragung

Das Virus lauert auf den Schleimhäuten von Mund und Nase

In einem infizierten Menschen vermehrt sich das SARS-CoV-2, wie der offizielle Name des Coronavirus lautet, in befallenen Zellen und tritt auch in großer Menge in die Schleimhautsekrete in Mund und Rachen über.
Zu diesem Zeitpunkt muss dieser, nun bereits infektiöse Mensch, noch gar keine Krankheitssymptome zeigen, denn diese treten erst bis zu 14 Tage nach der Infektion auf.

Jeder Luftstrom, der über die Schleimhäute streicht, nimmt Feuchtigkeit von den Schleimhäuten auf. Beim Ausatmen strömt diese Flüssigkeit, die auch Viruspartikel enthalten kann, in Form von winzigsten Wassertröpfchen über Mund oder Nase nach außen. Atmet ein anderer Mensch diese Wassertröpfchenwolke, die auch Aerosol genannt wird, ein, dann kann er sich mit dem enthaltenen Virus infizieren.

Das Aerosol – das Transportmittel des Virus

Das Aerosol besteht aus winzigsten, unsichtbaren, feinst verteilten Wassertropfen. Die Aerosoltropfen sind so klein, dass sie nur einen Durchmesser von unter 1000 nm bis 5000 nm haben.
1000 nm entsprechen etwa dem Satzzeichen Punkt einer Tageszeitung, wenn man diesen 200 (!) mal verkleinert.
Das SARS-CoV-2-Virus hat einen durchschnittlichen Durchmesser von 100 nm. Die Aerosoltropfen sind also ca. 10 bis 50 mal größer als das Virus.

Die Viruspartikel nutzen bildlich gesprochen das Aerosol als Transportmittel. Wohin und wie das “Transportmittel Aerosol” das Virus bewegt, wurde gerade in der letzten Zeit viel wissenschaftlich-technisch untersucht und hier ist das Ergebnis.

Meiner hier beschriebenen Dynamik des Verhaltens von durch Menschen produzierten Aerosolen liegt im Wesentlichen die unten zitierte, sehr aktuelle Strömungsanalyse von Prof. Dr. Christian Kähler von der Universität der Bundeswehr München vom 11.04.2020 zu Grunde.

Wie breiten sich Aerosole beim Menschen aus?

Beim normalen Atmen durch die Nase beträgt die Ausströmungsgeschwindigkeit des Aerosols maximal 0,5 m/s und die Luftbewegung endet etwa 30 cm von der Nase entfernt.

Beim ruhigen Sprechen ist die Ausströmungsgeschwindigkeit durch die größere Mundöffnung nur bei 0,3 m/s und die Luftbewegung endet nach 20 cm.

Bei einem Hustenstoß werden bereits maximal 4-5 m/s erreicht, die Luftbewegung reicht hier bis 1,50 m.

Bei einem länger anhaltenden Reizhusten tritt jedoch ein Interaktionseffekt in der Luft auf, der deutlich mehr Luftmasse insgesamt bewegt. So kann der kontaminierte Bereich auch 2 bis 3 Meter weit reichen. Da die Luft in der Regel nach schräg unten strömt, müsste die mehrfach hustende Person für diese Entfernung ihren Kopf allerdings nach hinten neigen, um das Aerosol möglichst weit horizontal zu verstreuen. Die Erkenntnis des schrägen Aerosolstroms ist insbesondere für die Eltern von Kindern oder Säuglingen im Kinderwagen, die sich nicht in Augenhöhe zu einer hustenden Person befinden, interessant.

Beim Niesen entstehen Austrittsgeschwindigkeiten bis zu 45 m/s. Da das Niesen allerdings kein relevantes Symptom bei der SARS-Cov-2 Infektion ist, wird es derzeit als untergeordnet in seiner Bedeutung betrachtet. Die bis zu mehreren Millimeter großen Tropfen, die beim Niesen entstehen, bleiben zudem in jeglichem Maskenmaterial hängen.

Verschwinden Aerosolwolken wieder?

Wassertröpfchen-Aerosole verschwinden ziemlich schnell und zwar auf zwei verschiedene Arten:
Die Verdunstung und die Schwerkraft wirken gleichzeitig auf die Tröpfchen ein, wobei die kleineren Tröpfchen schneller verdunsten und die größeren Tröpfchen schneller zu Boden sinken.
Ein Tröpfchen mit einem Durchmesser von 300 µm fällt mit einer Geschwindigkeit von 1 m/s.
Ein 100 µm großer Tropfen sinkt mit einer Fallgeschwindigkeit von etwa 30cm pro Sekunde zu Boden und verdampft gleichzeitig innerhalb von zehn Sekunden.
Ein Tröpfchen mit einem Durchmesser von 1 µm verdampft nach einer tausendstel Sekunde. Durch die Verdunstung des Wassers in einem virusbeladenen Aerosolpartikel entstehen so genannte „droplet nuclei“, die so leicht sind, dass sie in unbewegter Luft für längere Zeit schweben bleiben können.

Welche Sicherheitsabstände sind sinnvoll, um keine fremden Aerosole einzuatmen?

Aus den Angaben im vorangegangenen Abschnitt ergeben sich folgende Sicherheitsabstände:

Bei Personen ohne jedwede Maske:

Atmen durch die Nase: 1 Meter
Sprechen: 1-1,5 Meter
Hustenstoß (ein Lungenvolumen): 1,5 Meter
Reizhusten (mehrere Lungenvolumina): 3 Meter

Masken als Infektionsschutz

Warum Masken nicht intuitiv funktionieren

Aus unserer Erfahrung mit der Alltagsphysik erwarten wir vielleicht intuitiv, dass eine Maske dicht ist, schließlich gilt das durchaus für sichtbares Licht. Bankräuber, Karnevalisten und Marvelhelden verlassen sich darauf.
Es ist in Wahrheit aber so, dass ein Aerosol durch eine Mund- und Nasenmaske hindurchtreten kann. Wie viel von dem Aerosol die Maske durchwandert, ist im Wesentlichen einerseits abhängig von der Geschwindigkeit und der Größe der Partikel des Aerosols und andererseits von dem Material und der Dichtigkeit der Maske.
Es gibt verschiedene Mund-Nasenmasken, die für Aerosole verschieden durchlässig sind.

Welche Durchlässigkeit für Aerosole haben die verschiedenen Maskentypen?

FFP (entsprechend KN95 und N95)

KN95-Maske
Eine KN95- Maske verhindert sowohl die Inhalation als auch die Abatmung von Aerosolen

Auf einen definierten Filterdurchlass ausgerichtet sind die sogenannten filtering face piece Masken (FFP). Diese Masken sind überall im Arbeitsschutz in Gebrauch, wo Partikel bei der Arbeit auftreten, die beim Einatmen die Lungen schädigen. Es gibt drei Schutzklassen bei FFP Masken, die sich in der Gesamtdurchlässigkeit unterscheiden.
Die Gesamtdurchlässigkeit beträgt 25% in der Schutzklasse 1 , 11 % in der Schutzklasse 2 und 5% in der Schutzklasse 3 . Sie ergibt sich aus dem Filterdurchlass und der Dichtigkeit der Maske. Die Filterdurchlässigkeit der FFP Masken beträgt 600 nm (0,6 µm).
Damit reicht die Maschengröße aus, um sogar kleinere Aerosoltröpfchen zu stoppen, auch wenn das isolierte Virus mit einer Größe von 100 nm noch hindurchtreten könnte.
Der allgemeine Durchtrittsanteil von Partikeln wurde bei diesem Maskentyp mit 0,01 bis 0,1% ermittelt.
Die europäisch genormten FFP-Masken finden ihre funktionelle Entsprechung in den N95-Masken der USA und den chinesischen KN95-Masken.

Chirurgische Masken = medizinische Masken

Chirurgische Maske
Chirurgische Masken filtern nur einen Teil der Partikel eines Aerosols aus

Die medizinische Maske dient dem Träger vor allem als Schutz vor Sekreten und anderen flüssigen oder festen Ausscheidungen.
Zudem bietet sie eine gewisse Filterfunktion und fängt alle Partikel ab, die größer als 2,5 µm (2500 nm) sind und immerhin noch 60% für Partikel in der Größe des Coronavirus um 100 nm Durchmesser.
Der allgemeine Durchtrittsanteil von Partikeln wurde bei diesem Maskentyp mit 40% ermittelt.

Community-Masken = Textilmasken = Stoffmasken

Community-Maske
Communitymasken lassen Aerosole annähernd ungehindert passieren

Textilmasken, Stoffmasken bzw. Communitymasken sind Mund- und Nasenmasken, die aus verfügbaren Alltagsmaterialien als Provisorium hergestellt werden. Sie verdanken ihre Existenz dem Umstand, dass Arbeitsschutzmasken und medizinische Masken während der Pandemie nur sehr begrenzt vorhanden sind und nur in ihrem zugedachten professionellen Bereich eingesetzt werden sollen.
Das Max-Planck Institut hat eine Reihe von Materialien auf ihre Filterwirkung hin untersucht, darunter Staubsaugerbeutel, mehrlagige Baumwolle, Mikrofasertuch, Küchenrolle, Papiertaschentücher und Kaffeefilter. Die Ergebnisse finden Sie im Abschnitt Quellen am Ende dieses Artikels verlinkt.
Im Fazit erkennt man zwar schon erhebliche Unterschiede im Filterverhalten zwischen den Materialien, doch über eine Abscheideeffizienz von 20 bis 40% für Partikel von 100 nm und 20% bis 70% für Partikel von 2,5 µm kommt kaum eine der Stoffmasken hinaus.
Der allgemeine Durchtrittsanteil von Partikeln wurde bei diesem Maskentyp mit 97% ermittelt.

Größenvergleiche und Maskendurchlässigkeit

Durchmesser von Größe in nm Größe in µm 100% -Abscheideeffizienz
Satzzeichen “Punkt” in einer Tageszeitung200.000200
Haar70.00070

> 5.000
Baumwoll-Maske
großer Aerosoltropfen5.0005
mittlerer Aerosoltropfen2.5002,5

2.5002,5OP-Maske
kleiner Aerosoltropfen1.0001
Hausstaubpartikel1.0001

6000,6FFP-Maske

3000,3N95-Maske(95%-Abscheideeffizienz)
SARS-CoV-21000,1

Warum medizinisches Personal keine Stoffmasken nutzt, um sich zu schützen

Sowohl Stoffmasken als auch medizinische Masken sind für Krankheitserreger mehr oder weniger stark durchlässig. Auch lassen die physikalischen Durchlässigkeitseigenschaften einer Maske noch keinen Hinweis auf die tatsächliche Wirksamkeit im klinischen Alltag zu.
Gibt es also einen Unterschied in der Wirksamkeit zwischen medizinischen Einmalmasken und Stoffmasken? Falls nicht, wäre doch schon aus Gründen der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung die Anwendung von aufbereitbaren Masken überlegenswert. Einen Hinweis kann eine vietnamesische Studie aus dem Jahr 2015 geben.

Bei dieser Studie wurde die Effizienz des Tragens von medizinischen Masken auf der einen und von Stoffmasken auf der anderen Seite in Hinblick auf die Ansteckung mit Viren in den Atemwegen untersucht.

Wie wurde das medizinische Personal untersucht?

1868 Patienten versorgende Krankenhausmitarbeiter aus 14 verschiedenen Krankenhäusern in Hanoi, Vietnam wurden zufällig drei Gruppen zugeordnet.
Gruppe 1 sollte während der gesamten Schicht medizinische Masken tragen. Für die 8-Stunden-Schicht wurden ihnen medizinische Masken aus 3-Lagen nicht gewobenen Materials zur Verfügung gestellt.
Gruppe 2 trug während der gesamten Schicht eine Stoffmaske. Diese Stoffmasken bestanden aus zwei Lagen Baumwollstoff und wurden nach jeder Schicht mit Seife und Wasser gewaschen und getrocknet.
Als Kontrollgruppe trug Gruppe 3 Masken nur zeitweise, wie bisher nach hygienischem Bedarf. Dieser Kontrollgruppe vorzugeben, die Masken ganz wegzulassen, wäre unethisch gewesen.

Für vier Wochen wurde bei den Teilnehmern dokumentiert, wie viel sie insgesamt und am Patienten arbeiteten und insbesondere wie oft sie mit Aerosol generierenden Abläufen konfrontiert waren, wie z.B. dem Absaugen der Atemwege, dem Begleiten von Abhustemanövern, Bronchoskopien und endotrachealen Intubationen.
Jeder Teilnehmer dokumentierte täglich die Reinigungsprozedur seiner Maske und die eigene Körpertemperatur.
Alle diese Faktoren flossen in die Auswertung ein.

Nun wurde untersucht, wie viele der Teilnehmer sich mit Atemwegsviren angesteckt hatten.
Hierzu wurde registriert, ob

  1. Symptome einer klinischen Erkrankung der Atemwege auftraten
  2. ein grippaler Infekt mit Fieber >= 38 Grad Celsius auftrat oder ob
  3. eine virale Infektion der Atemwege im Abstrich mittels PCR nachgewiesen werden konnte.

Konnte ein Unterschied zwischen den Trägern der medizinischen Masken und den Trägern der Stoffmasken gesehen werden?

Ja, es gab signifikante Unterschiede. Die Erkrankungsraten waren in der Gruppe, die die medizinischen Masken durchgängig trugen, am niedrigsten.
Dagegen war die Erkrankungsrate in der Gruppe mit den Stoffmasken signifikant höher. Die Kontrollgruppe lag zwischen diesen beiden Gruppen.

Warum die Stoffmaskenträger wahrscheinlich häufiger an Virusinfektionen erkranken

Wie wir anhand der Studie sehen, schützen Stoffmasken sogar bei hygienisch geschultem Personal im Krankenhausbereich weniger gut gegen Infektionen als medizinische Masken. Umso mehr ist außerhalb des Krankenhauses die Anwendung durch medizinische Laien aus verschiedenen Gründen problematisch:

  • Die Durchlässigkeit von Stoffmasken für Aerosolpartikel ist sehr hoch. Die entscheidenden krankheitserreger-behafteten Anteile passieren diese Masken zu fast 100%.
  • Wiederverwendung und die Beschaffenheit der Stoffmaske: Der Stoff bindet Feuchtigkeit, Erreger darin diffundieren und die feuchte Maske wird zu einem Erregerspeicher.
  • Durch das Anfassen und das Wiederverwenden von kontaminierten Masken kann eine Eigenkontamination stattfinden.
  • Es entsteht ein falsches Sicherheitsempfinden, das zur Vernachlässigung der wesentlichen Hygienemaßnahmen wie gründliches Händewaschen oder das Abstandhalten zu anderen Personen führt

Bieten also nur medizinische Masken einen Schutz vor der Infektion und sind Textilmasken, wie sie derzeit für Laien vorgesehen sind, völlig sinnlos?

Das praxisrelevante Fazit aus den Studien und Analysen

Die beiden entscheidenden Eigenschaften einer Mund-Nasenmaske

Eine Mund-Nasenmaske kann den Träger schützen (Eigenschutz), indem sie verhindert, dass dieser Keine einatmet. Außerdem kann eine Maske die abgeatmeten Aerosole des Trägers verkleinern und so andere vor Ansteckung schützen (Fremdschutz).

Eigenschutz: Manche Masken schützen den Träger vor der Inhalation von Viren

  • Gröbere Tropfen und geringe Mengen Flüssigkeiten werden von allen Masken abgehalten
  • Berührungen im Gesicht mit kontaminierten Fingern werden durch alle Masken vermieden, vor allem die Schmierinfektion in Mund und Nase wird unterbunden. Eine von außen kontaminierte Maske ist andererseits natürlich ein Risikofaktor für eine Eigenkontamination, wie o.a. Studie gezeigt hat
  • Alle Masken, die durch ihre Dichtigkeit und ihre vernachlässigbare Durchlässigkeit für Partikel unter 1 µm das Durchtreten von virushaltungen Aerosolen verhindern, schützen den Träger vor der Virusinfektion. Diese Voraussetzung erfüllen die Arbeitsschutzmasken FFP, KN95 und N95.
  • Masken, die aus einem Material bestehen, das nur einen Teil der Partikel passieren lässt, verringern das Risiko für eine Ansteckung entsprechend.

Welches Material weist welche Dichtigkeit auf?

MaterialAerosolpartikel bis maximal 500nm, die durch die Maske aufgehalten werden(zum Vergleich: SARS-CoV-2 100nm, Aerosolpartikel 50nm – 5000nm)
Staubsaugerbeutel, Micropor, 1-lagig100%
Staubsaugerbackupfilter90%
Baumwolle und Staubsaugerbeutel Vlies, 1-lagig80%
OP-Maske66%
2-lagige Küchenrolle mit 1-lagigem Papiertaschentuch oder 2 Lagen feste Baumwolle oder 1-lagiger Kaffeefilter< 40%
2 Lagen einfacher Baumwollstoff mit 4 Lagen Verbandmull dazwischen oder 2-lagiges Molton< 30%
1-lagiges T-Shirt mit 1-lagiger Biber-Bettwäsche oder 2-lagiges Spülhandtuch oder 3 Lagen einfacher Baumwollstoff oder 2 Lagen einfacher Baumwollstoff oder 2-lagiges Baumwolltuch mit Einlagevlies oder 1-lagiges Molton< 20%
2-lagiger Jersey T-Shirtstoff oder 1-lagiges Mikrofasertuch Frottee oder 1-lagiges Mikrofasertuch oder 2-lagiges Musselin< 10%

Fremdschutz: Manche Masken vermindern die Aerosol-Strahlausbreitung beim Träger und somit den einzuhaltenden Mindestabstand

Wie die anschauliche Analyse von Prof. Kähler eindrucksvoll zeigt, verringern OP-Masken die Aerosolstrahlausbreitung um ca. die Hälfte. Dies hängt mit dem Strömungswiderstand der Maske zusammen, der sich aus der Dichtigkeit des Materials und der Dichtigkeit an den Maskenrändern ergibt.
Unabhängig vom Durchlässigkeitsprofil ist auch jede andere Maske mit vergleichbaren Widerstandswerten geeignet, diesen Effekt hervorzubringen.
Wer also für sich oder andere eine Communitymaske herstellt, sollte darauf achten, dass die verwendeten Materialien und die Dichtigkeit an den Rändern geeignet ist, möglichst den Widerstand einer Referenz-OP-Maske zu imitieren.

Jede Maske, die den Strömungswiderstand einer OP-Maske aufbringt, modifiziert die Aerosol-Strahlreichweite folgendermaßen:

Atmen durch die Nase: 50 cm (ohne Maske 1 Meter)
Sprechen: 50 cm (ohne Maske 1 – 1,5 Meter)
Hustenstoß (ein Lungenvolumen): 1 Meter (ohne Maske 1,5 Meter)
Reizhusten (> 1 Lungenvolumen): 1,5 Meter (ohne Maske 3 Meter)

Welches Material erhöht den Strömungswiderstand ausreichend?

MaterialWiderstand im Verhältnis zur OP-Maske
Kaffeefilter 1 lagig225%
2 Lagen feste Baumwolle170%
2-lagige Küchenrolle mit 1-lagigem Papiertaschentuch160%
3 Lagen einfacher Baumwollstoff125%
2 Lagen einfacher Baumwollstoff mit 4 Lagen Verbandmull dazwischen125%
Backupfilter für Staubsauger zwischen 2 Lagen einfachem Baumwollstoff105%
OP-Maske100%
unzureichend:einlagiges Mikrofasertuch oder 2 lagiges Musselin oder  1-lagiges Mikrofasertuch Frottee oder  1-lagiges Molton oder  2-lagiger Jersey T-Shirtstoff oder  1-lagiges T-Shirt oder  1-lagige Biber-Bettwäsche oder 2-lagiges Spülhandtuch oder  2-lagiges Baumwolltuch mit Einlagevlies oder  1-lagiger Staubsaugerbeutel Vlies oder 1-lagiger Staubsaugerbeutel Micropor oder  2-lagiges Molton < 100%

Die ideale und die nutzlose Maske

Den theoretischen Nutzen einer Maske bewertet man also nach ihren Funktionen Eigenschutz und Fremdschutz und der Kombination aus beidem. Natürlich ist diese hergeleitete Nützlichkeit in der aktuellen Pandemiesituation zunächst nur hypothetisch und müsste durch eine praktische Überprüfung bewiesen werden.

Eine ideale Maske lässt nicht zu, dass der Träger Aerosole einatmet und erzeugt einen möglichst hohen Ausatemwiderstand, um andere vor dem Aerosol des Trägers zu schützen.

Eine nutzlose Maske lässt Aerosole ungefiltert passieren und erzeugt keinen ausreichenden Widerstand beim Ausatmen, um das Aerosol des Trägers zu reduzieren.
Im Übrigen ist der derzeit als ausreichend betrachtete Schal vor Mund und Nase in diesem Sinne natürlich auch eine nutzlose Maske.

Was man beim Nutzen einer Maske beachten sollte:

Schutz

  • Eine Maske sollte mindestens dem Fremdschutz gerecht werden, also etwa einen Strömungswiderstand wie eine Chirurgische Maske bieten, sonst bleiben nur die Nachteile des unkomfortablen Atmens und die Eigenschaft als Keimspeicher vor Mund und Nase übrig.
  • Jede Maske ist in dem Augenblick nutz- und sinnlos, wenn man mit Mund oder Nase darunter oder darüber hinweg atmet. Masken sollten so dicht wie möglich getragen werden.
  • Stoffmasken filtern so gut wie keine Aerosole und damit auch keine SARS-CoV-2-Viren aus
  • daher muss vor allem mit Stoffmaske immer der Mindestabstand zu anderen Menschen eingehalten werden, dies gilt natürlich auch für alle Masken ohne FFP-analogen Filter
  • Stoffmasken dürfen zu keinem falschen Sicherheitsgefühl führen, auch beispielsweise die Hygieneregeln des Händewaschens müssen weiterhin beachtet werden.
  • Der Aufenthalt im Freien soll jenem in Räumen vorgezogen werden, da Wind im Freien die Aerosole zerstreut, während dieser Effekt in ruhender Luft wegfällt. Beim einsamen Spazierengehen oder Autofahren und anderen Situationen, in denen man ganz alleine ist, braucht man natürlich keine Maske zu tragen.

Hygiene

  • Masken sind von außen potentiell kontaminiert und sollten niemals von außen angefasst werden, dies ist beim An- und Ablegen der Maske besonders relevant
  • Stoffmasken sollten gewechselt werden, wenn sie feucht oder gar nass werden
  • Stoffmasken sollten häufig gewaschen werden

Material

  • Eine selbst hergestellte Maske darf nicht aus Material beschaffen sein, das selbst Schadstoffe enthält. Die meisten Hersteller von Staubsaugerbeuteln warnen vor Nutzung des Beutelmaterials als Maske.
  • Stoffmasken haben selbstverständlich keine Zertifizierung und stellen ein funktionseingeschränktes Provisorium dar.

Soll ich meine Maske nun tauschen oder nicht?

So lange nicht genügend FFP-Masken und Chirurgische Masken verfügbar sind, sollen diese Masken den professionellen Nutzern vorbehalten bleiben. Schließlich ist das Risiko, sich anzustecken, bei direktem Kontakt zu erkrankten Menschen wie z.B. auf Intensivstationen und im Krankenhaus, in Pflege- und Altenheimen viel größer.
Laien sollten sich dagegen unbedingt bemühen, eine Communitymaske zu tragen, die einen Strömungswiderstand möglichst ähnlich einer Chirurgischen Maske aufweist, damit das eigene Aerosol gebremst wird und der Fremdschutz gegeben ist.
Wie oben gezeigt, reichen hier beispielsweise einlagiger Kaffeefilter oder zwei Lagen dicker Baumwollstoff oder drei Lagen einfacher Baumwollstoff aus.

Eine Communitymaske mit mindestens dem Strömungswiderstand einer Chirurgischen Maske zu tragen und einen Abstand von 1,5 Metern von anderen Personen einzuhalten, sind die beiden Maßnahmen, die alle Laien einhalten sollten, um sich gegenseitig in der Öffentlichkeit zu schützen. 

Im Kampf gegen die Pandemie ist das Wissen über Mund- Nasenmasken wichtig

Einmal mehr ist Wissen und Information ein wichtiger Faktor für die Wirksamkeit von Besserung und Fortgang einer Krankheit, in diesem Fall für die Eindämmung einer Pandemie.
Insofern sollte jeder die hier gewonnenen Erkenntnisse über effektive und ineffektive Masken in der derzeitigen Situation für sich nutzen und anderen weitergeben. Dieses Wissen wird sicher nicht nur aktuell relevant sein, sondern es auch in Zukunft bleiben.

Wie schön wäre es, wenn durch vorhandenes Hintergrundwissen auch eine weise Auswahl des Materials getroffen würde für die zum Teil sehr farbenfrohen und offensichtlich mit viel Liebe und Geschick selbst hergestellten Textilmasken. Dann würde der gesellschaftliche Zusammenhalt in der Pandemie sogar offensichtlich.

Und das Wissen hilft auch dabei, Alltagssituationen vielleicht ab sofort mit anderen Augen zu betrachten:
Hat man zum Beispiel jemanden sich gegenüber und diese Person schneuzt sich in ein Taschentuch, dann landet bei Weitem nicht “alles” im Tuch. Das Aerosol fliegt größtenteils und mit 90% der Partikel unter 500nm durch das Taschentuch und weitere 1,5 Meter weit.

Gesundheit!

Quellen

MacIntyre CR, Seale H, Dung TC, et al. A cluster randomised trial of cloth masks compared with medical masks in healthcare workers. BMJ Open. 2015;5(4):e006577. Published 2015 Apr 22. doi:10.1136/bmjopen-2014-006577, indexed in Pubmed: 25903751

Kähler, Christian (2020): Strömungsanalysen zur SARS-CoV-2 Schutzmaskendebatte, [online] https://www.unibw.de/lrt7/bericht_atemschutzmaske_unibw_lrt7_06_04_2020.pdf (30.04.2020)

Drewnick, Franz (2020): Abscheideeffizienz von Mund-Nasen-Schutz Masken, selbstgenähten Gesichtsmasken und potentiellen Maskenmaterialien, [online] https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&ved=2ahUKEwj_1q_i0YvpAhWZFcAKHd86BE0QFjABegQIAhAB&url=https%3A%2F%2Fwww.mpic.de%2F4646696%2Ffiltermasken_zusammenfassung_08_04_2020_v3_final.pdf&usg=AOvVaw0Mi_2HgmXsCdxlEpUCaroj (30.04.2020)