Kennen Sie jemanden, der dieser Patient sein könnte?
Ein Mann ging zu seinem Arzt, weil er an einer erbärmlichen Erkältung litt.
Der Arzt sagte: “Nehmen Sie diese Pillen, die werden Ihnen helfen.”
Der Mann nahm die Pillen, aber die Erkältung wurde nicht besser.
Bei seinem nächsten Besuch sagte der Arzt dem Mann, eine Spritze würde ihm helfen. Der Mann war einverstanden, aber auch die Spritze half nicht.
Bei seinem dritten Besuch sagte der Arzt dem Mann: “Geh nach Hause und nimm ein heißes Bad. Sobald du mit dem Baden fertig bist, öffne alle Fenster und stelle dich in den Luftzug.”
Der Mann ging nach Hause und tat, was der Arzt ihm geraten hatte, er nahm ein heißes Bad und stellte sich in den Luftzug, nachdem er alle Fenster geöffnet hatte.
Der Arzt sagt die Behandlung an, der Patient befolgt sie
Der Arzt hört zu, untersucht, fragt, entscheidet und teilt dann dem Patienten mit, was der Patient tun soll, damit sein Zustand besser wird. Was hinter der Empfehlung steckt, weiß der Patient normalerweise nicht. Er setzt voraus, dass erlangtes Lehrwissen, Erfahrung und Intuition einen Arzt dazu befähigen, bei ihm eine Besserung oder Heilung eines krankhaften Zustands herbeizuführen.
Dies ist das traditionelle Arzt-Patienten-Verhältnis, das in dem Anfang des Witzes oben überzeichnet wird.
Warum das klassische Rollenverständnis Arzt – Patient falsch ist
Das Kausalschema “Wenn Erkrankung A, dann Behandlung B” ist in der modernen Medizin selten so einfach und stimmt daher meistens nicht.
Denn
- es gibt meistens verschiedene Behandlungsmöglichkeiten und nicht nur eine.
- die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten unterscheiden sich in der Invasivität, also im Grad, wie sehr eine Therapiemethode den Körper des Patienten verletzt, und Erfolgswahrscheinlichkeit erheblich.
- es werden ständig neue Verfahren angewandt und getestet: für etwas, was heute gut ist, kann es morgen etwas Besseres geben.
- es wird ständig untersucht und geforscht, die Ergebnisse decken manchmal Vorteile oder Nachteile auf, die man nicht vermutet hätte und nicht gekannt hat.
- Patienten und Ärzte sind Menschen, jeder mit anderen Erfahrungen, Stärken und Schwächen, Wünschen, Bedürfnissen und Lebensumständen.
In der modernen Medizin müssen Arzt und Patient den Behandlungsvorschlag unbedingt zum Diskussionsthema machen
Wenn Sie einen medizinischen Rat bekommen, müssen Sie ihn immer diskutieren dürfen. Die moderne Medizin hält alle Informationen und Ergebnisse transparent für Sie bereit.
Was mit Diskussion nicht gemeint ist
Sie sollten nicht den Behandlungsvorschlag etwa mit Hilfe von Google und Krankheitsportalen auf vermeintliche Sinnhaftigkeit und Vollständigkeit kommentieren und mit eigenen Behandlungsvorschlägen aufwarten. Sie sollen sich auch nicht das Fachwissen zu Ihrer Erkrankung aneignen müssen.
Ihr Arzt hat dies studiert und praktiziert, dafür haben Sie sich ja einen Fachmann Ihres Vertrauen ausgesucht. Daher sollen Sie am Ende auch nicht das Gefühl haben, die alleinige Bürde für oder gegen eine Entscheidung zu tragen.
Was ist denn dann mit Diskussion gemeint?
Sie sollen sich ein Bild davon machen können, welche Optionen Sie in Ihrer Krankheitssituation haben, welche Option von welcher Evidenz, also von welchen medizinischen Fakten und Erkenntnissen, gestützt ist, welches Verfahren welche Vorteile und Nachteile mit sich bringt und sich dabei so einbringen, dass genau für Sie als Person am Ende ein optimaler Verlauf und ein optimales Ergebnis steht.
Ihr Arzt ist bestens über alle Behandlungsmöglichkeiten der modernen Medizin informiert und stellt Ihnen sein ganzes aktuell verfügbares wissenschaftliche Wissen als Informationsquelle dazu dar. Stellen Sie ihm alle Ihre Fragen, er wird sie Ihnen gerne transparent beantworten und Sie die Evidenz bei Bedarf einsehen lassen.
Mein Behandler will nicht mit mir über die empfohlene Behandlung diskutieren, welche Gründe könnte er hierfür haben?
Die Gründe können sein:
- Es gibt tatsächlich keine sinnvolle Alternative
In diesen Fällen stimmt meistens “Wenn A, dann B” mit einem kausalen Zusammenhang und es bestehen oder drohen ernste Zustände.
Impfungen, Thoraxdrainagen, Luftröhrenschnitte und Notfallmedikamente sind einige Beispiele dafür.
- der Therapeut hat keine Zeit
Sie sollten das für sich nicht akzeptieren, es geht schließlich um Sie.
- Der Behandler beruft sich auf seine Autorität oder die Autorität der Behandlungsmethode
Hier sollten Sie sehr vorsichtig werden.
Entweder ist es hier so, dass der Behandler oder die Methode aus einer kritischen Diskussion über Evidenz und Alternativen nicht positiv hervorgehen. Im Klartext heißt das, dass das empfohlene Verfahren schlechter oder gar nicht hilft und der Behandler das wissend oder unwissend in Kauf nimmt und das letztlich zu Ihrem Schaden. Ähnlichkeitsprinzipverfahren (z.B. Homöopathie), Wundertinkturen, Akupunktur oder Periostmassagen sind Beispiele hierfür.
Aber auch ein Behandler, der ein Interesse daran hat, eine Quote zu erfüllen, wird eine Diskussion über seine empfohlene Methode scheuen.
Welchen Stellenwert hat eigentlich der Patient bei Entscheidungen in der Chirurgie am Stachus?
Natürlich steht am Anfang die umfassende Aufklärung über Ihre medizinische Behandlung. Wir beziehen Sie als Person mit Ihren persönlichen Bedürfnissen und Lebensumständen unbedingt mit ein. Sie erhalten dann eine fundierte Behandlungsempfehlung. Ob die empfohlene Behandlung oder Untersuchung dann durchgeführt wird, entscheiden aber Sie anhand aller Informationen.
- Sie möchten nicht an der Entscheidung für oder gegen Untersuchungen oder Behandlungen beteiligt werden? Das ist völlig ok für uns.
- Sie überlassen die Behandlung ganz uns ohne die Entscheidung zu beeinflussen? Wir würden Ihnen dann gerne die Gründe dafür verständlich erklären. Und natürlich werden wir auch dann Ihre Vorstellungen, Wünsche, Ängste und Bedürfnisse so gut wie möglich berücksichtigen.
- Es ist Ihre Gesundheit. Was erwarten Sie von einer Behandlung? Welchen Wert hätte diese für Sie? Wir nehmen das ernst.
- Sie müssen nicht sofort entscheiden. Gehen Sie nochmal nach Hause, überlegen Sie, recherchieren Sie, wenn Sie wollen. Bedenkzeit ist wichtig.
- Lassen Ihr Beruf und Ihre persönlichen Lebensumstände eine bestimmte Behandlung denn zu? Jetzt oder später? Wir sind flexibel.
- Lassen Sie uns das Für und Wider auf den Tisch legen, die Bedenken und Ängste aussprechen und thematisieren. Zusammen findet sich leichter eine Lösung.
- Wir respektieren natürlich auch, wenn Sie ganz alleine, nur für sich entscheiden möchten.
- Sie stimmen einem Behandlungsvorschlag nicht zu? Sie haben Bedenken? Sagen Sie es uns offen, wir werden es selbstverständlich akzeptieren und es Ihnen ganz sicher nicht übel nehmen. Wir bleiben in jedem Fall Ihr medizinischer Begleiter und stehen Ihnen immer gerne zur Verfügung.
- Wir ermuntern Sie dazu, Vertraute und Familienangehörige in die Beratung und Aufklärung mit einzubeziehen, das kann oft sehr helfen.
- Auch das Nicht-Behandeln ist oft eine gute Behandlung, manchmal sogar die Beste. Um das zu erkennen, muss man aber ein erfahrener Fachmann sein. Es ist dann für Sie wichtig, zu erkennen, dass das Nichtstun dann eben eine Therapieoption ist, für die man sich bewusst entscheidet und dabei invasive und schädlichere Verfahren vermeidet.
- Wir werden Sie niemals zu einem Eingriff oder zu einer Untersuchung drängen oder Sie unter Druck setzen. Eine medizinische Behandlung kann nur gelingen, wenn man den Weg zusammen geht. Sie gehen diesen Weg krankheitsbedingt und deshalb eher nicht gerne. Wir begleiten und beraten Sie aber auf diesem Weg fachkundig, damit Sie den besten für sich finden. Der beste Weg für Sie muss dabei natürlich nicht der sein, den alle anderen schon gegangen sind.
Sehen Sie hier, wie unsere Praxisphilosopie den Aspekt der Mitbestimmung berücksichtigt.
Ich habe bis hierher gelesen, gibt es eine Belohnung?
Das hängt davon ab, ob Sie die Pointe von dem Witz am Anfang dieses Beitrags witzig finden werden oder nicht. Hier wird er jedenfalls zu Ende erzählt.
Ein Mann ging zu seinem Arzt, weil er an einer erbärmlichen Erkältung litt.
Der Arzt sagte: “Nehmen Sie diese Pillen, die werden Ihnen helfen.”
Der Mann nahm die Pillen, aber die Erkältung wurde nicht besser.
Bei seinem nächsten Besuch sagte der Arzt dem Mann, eine Spritze würde ihm helfen. Der Mann war einverstanden, aber auch die Spritze half nicht.
Bei seinem dritten Besuch sagte der Arzt dem Mann: “Geh nach Hause und nimm ein heißes Bad. Sobald du mit dem Baden fertig bist, öffne alle Fenster und stelle dich in den Luftzug.”
Der Mann ging nach Hause und tat, was der Arzt ihm geraten hatte, er nahm ein heißes Bad und stellte sich in den Luftzug, nachdem er alle Fenster geöffnet hatte.
Bald ging es dem Mann noch schlechter und er schleppte sich erneut zu seinem Arzt.
“Herr Doktor, ich habe gemacht, was Sie mir geraten haben. Ich glaube, ich habe zusätzlich eine Lungenentzündung bekommen.”
“Ich weiß,” sagte der Arzt, “eine Lungenentzündung kann ich heilen.”